Schönberg 95 weiterhin ungeschlagen

Es gibt Geschichten, die kann man sich so nicht ausdenken. Eine davon geht folgendermaßen: Direkt am VfB-Stadion in Auerbach, unmittelbar hinter der Tribüne, wohnt tatsächlich ein ehemaliger Schönberger. Und dieser hatte sich zur Feier des Tages sein grün-weißes Fan-Trikot aus dem Oberligameisterjahr 2003 übergestreift.

Autogramme von allen damaligen Spielern sind darauf zu finden, auch unsere sportlicher Leiter Sven Wittfot ist natürlich dabei. „Schotte“ stand in großen weißen Lettern auf dem Rücken des Shirts und allein dieser Name wird langjährigen Freunden des Vereins glänzende Augen bescheren. „Seit dem Tag, an dem Aufstieg des FC Schönberg 95 feststand, fiebere ich genau diesem Moment entgegen“, erklärte Peter Krohn den staunenden aktuellen Spielern des FC Schönberg 95, die einen solchen tollen Empfang nun wirklich überhaupt nicht erwartet hatten.

Doch der Empfang, den die Regionalligamannschaft des VfB Auerbach den Maurine-Kickern nach der längsten Anreise in ihrer Geschichte bereitete, war weitaus weniger toll. Geradezu überrollt wurden die Gäste in der Anfangsphase. Bereits in der 1. Minute musste Jörg Hahnel einen satten Wild-Schuss zur Ecke klären und auch bei dieser Ecke fiel Trainer Axel Rietentiet an der Außenlinie von einer Ohnmacht in die andere, denn Auerbach verursachte ein Riesenchaos im Strafraum der Nordwestmecklenburger. Glücklicherweise noch ohne Folgen. Dies änderte sich aber 7 Minuten später nach einer Paradies-Flanke. Kevin Hampf konnte unbedrängt in Position laufen, den Ball volley nehmen und so das trotz der kurzen Spielzeit hochverdiente 1:0 für den VfB Auerbach erzielen. Die Schönberger bekamen auch danach keinen Zugriff auf das Spiel. „Ich habe meine Mannschaft in der ersten Halbzeit nicht wiedererkannt, wir haben die Herausforderung nicht angenommen, wir haben einfach nicht funktioniert“, konnte Axel Rietentiet nicht glauben, was er auf dem Platz sah. „Wir hatten 6 Totalausfälle, die wollten heute wohl nicht laufen“, formulierte es Sportchef Sven Wittfot noch drastischer. Bestes Beispiel dafür war die 11. Minute, in der Danny Wild komplett freigespielt wurde. Er lief frei auf Jörg Hahnel zu – und scheiterte am grandios reagierenden Schlussmann, der so wieder einmal den Fehler seiner Abwehr ausbügelte. Die Platzherren traten zwar anschließend kürzer, hatten die Partie aber dennoch jederzeit unter Kontrolle. Fast hätte Schönberg in der 27. Minute dann sogar ins eigene Netz getroffen, denn Daniel Halkes Abwehrversuch kam dem eigenen Gehäuse gefährlich nahe. „Ich habe spektakulär mit einem Kopfball gegen den Pfosten gerettet“, meinte der Absender des Balls anschließend mit einem kräftigen Augenzwinkern. Aber so ganz langsam erwachten nun die Maurine-Kicker aus ihrer Lethargie und sie konnten in der 32. Minute endlich ihren ersten guten Angriff und ihre erste Torchance im Spiel für sich verbuchen. Nico Matern war auf der rechten Seite einfach nicht zu bremsen und er legte dann auch noch super zurück auf Rainer Müller. Dessen Schuss konnte VfB-Keeper Maik Ebersbach allerdings blocken und Rico Gladrow legte den Nachschuss am Tor vorbei. Ein leicht abgefälschter Distanzschuss von Marcus Steinwarth in der 35. Minute war dann kein Problem für Maik Ebersbach. Den Schlusspunkt einer aus Schönberger Sicht letztlich erschreckenden ersten Halbzeit setzte Björn Lambach mit seinem gefährlichen Nachschuss bei einer Lietz-Flanke.
Es konnte praktisch nur besser werden und das wurde es.

Der FC Schönberg 95 kam wie verwandelt aus der Kabine und versuchte nun, den knappen Rückstand wettzumachen. Die erste richtig gute Gelegenheit dazu bot sich Rainer Müller in der 51. Minute. Tom Schulz war im Strafraum von den Beinen geholt worden und Marcel Unger zeigte nach kurzem Zögern auf den Elfmeterpunkt. Doch Maik Ebersbach hatte die Ecke geahnt und er konnte den Ball abwehren. Aber auch die Gastgeber vergaben in der 63. Minute nach einer Ecke einen Hochkaräter, denn Rico Gladrow stand goldrichtig auf der Torlinie und er verhinderte das sichere und wohl auch vorentscheidende 2:0. Alles in allem wurde nach der Pause deutlich spürbar, dass Schönberg nicht mit leeren Händen auf die lange Heimreise gehen wollte. „Ich habe da endlich meinen FC Schönberg 95 gesehen“, freute sich Axel Rietentiet, dass er in der Kabine wohl die richtigen Worte gefunden hatte. Henry Haufe kam bei seiner guten Gelegenheit in der 67. Minute noch nicht am Auerbacher Torwart vorbei. Die Zeit wurde knapp und knapper, aber am Ende belohnten sich die Maurine-Kicker dann doch noch. Kristof Rönnau verlängerte per Kopf einen langen hohen Ball von Kai-Fabian Schulz. Danny Cornelius zog unter Bedrängnis mit dem Leder diagonal in den Strafraum und gegen seinen platzierten Schuss ins lange Eck war dann kein Kraut mehr gewachsen. „Ich habe zwei grundverschiedene Halbzeiten gesehen und wir haben uns für unsere Leidenschaft belohnt“, zeigte sich Schönbergs Trainer Axel Rietentiet mit der Punkteteilung zufrieden. Und auch Peter Krohn, nach 30 Jahren im Vogtland inzwischen auch VfB-Fan, war ziemlich froh. „Superergebnis! Beide Seelen in meiner Brust sind glücklich.“

Statistik
FC Schönberg 95: Jörg Hahnel, Daniel Halke, Tom Schulz, Nico Matern (60. Franz-Walther Schlatow), Maximilian Rausch, Marcus Steinwarth, Henry Haufe (73. Kristof Rönnau), Rainer Müller (78. Danny Cornelius), Rico Gladrow, Masami Okada, Kai-Fabian Schulz

VfB Auerbach: Maik Ebersbach, Björn Lambach, Felix Lietz, Marcel Dressel (56. Marcel Schuch), Philipp Kötzsch, Danny Wild, Stanley Ratifo, Kevin Hampf (76. Albert Löser), Fabian Paradies (76. Andre Herold), Felix Paul, Alexander Mattern

Tore: 1:0 Kevin Hampf (8.), 1:1 Danny Cornelius (85.)

Gelbe Karten: Rainer Müller (45., Foulspiel), Kristof Rönnau (79., Foulspiel), Maximilian Rausch (81., Foulspiel), Danny Cornelius (89., Foulspiel) – Marcel Schuch (65., Foulspiel), Danny Wild (78., Unsportlichkeit), Felix Paul (78., Foulspiel)

Zuschauer: 435

Schiedsrichter: Marcel Unger (Halle/Saale)

Schiedsrichterassistenten: Michael Wilske und Konrad Götze

Quelle: FC Schönberg 95