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„Wir sind ein inklusives Dreamteam“

Die neue E-Hockey-Bundestrainerin Margot Kainz und Co-Trainer Stefan Utz im Gespräch
Die deutsche Elektrorollstuhl-Hockey-Nationalmannschaft hat ein neues Trainerteam. Diplom-Pädagogin Margot Kainz (59) und der langjährige erfolgreiche Nationalspieler Stefan Utz (46) aus München sind aus drei hochkarätigen Bewerbungen als die besten Kandidaten hervorgegangen. Im Gespräch erläutern sie ihre Pläne und Vorhaben.

Gratulation zu Eurer Wahl! Was befähigt Euch, die Rollen der Bundestrainerin und des Co-Trainers gut auszuführen?
Kainz: „Ich habe viele Jahre Feld- und Hallenhockey beim TSG Pasing (weibliche Jugend) gespielt, wurde Deutsche Meisterin und war auch Auswahlspielerin der Nationalmannschaft. Wenn man selbst Leistungssport betreibt, lernt man viel über Training, Strategie und Taktik. Der Mannschaftssport begeistert mich schon immer und die Frage, wie man als Team harmonieren muss, um zu siegen, fasziniert mich.“
Utz: „Ich spiele seit 30 Jahren E-Hockey und habe diesen Sport in Deutschland mit anderen Münchner SpielerInnen zusammen entwickelt und zu dem gemacht, was er heute ist. Ich war an allen Europa- und Weltmeisterschaften beteiligt und wurde 2010 Weltmeister. Hockey liegt mir – und es liegt mir am Herzen! Nach der WM in München 2014, die ich maßgeblich mitorganisiert habe, habe ich meine Laufbahn als aktiver Nationalspieler beendet und möchte nun meine Erfahrungen und Kenntnisse in dieser wunderbaren Sportart vertiefen. Was liegt da näher, als Coach zu sein?“

Margot, was siehst du als größte Herausforderung als Bundestrainerin?
Kainz: „Ich muss ein Gespür dafür entwickeln, wann ich die SpielerInnen fordern kann, ohne sie zu überfordern. Ich muss quasi erkennen lernen, ob die Grenzen durch das Handicap bedingt sind oder ob mentale oder Fähigkeitsgrenzen vorhanden sind. Wenn es sich um letzteres handelt, ist meine Aufgabe, die Grenzen des einzelnen Spielers und der Mannschaft zu erweitern.
Stefan, du kennst die deutsche Mannschaft sehr gut. Bei der letzten WM habt Ihr ja nicht besonders gut abgeschnitten. Woran lag’s und was denkst du, wie sich die Mannschaft entwickeln muss?
Utz: „Wir müssen die Mannschaft neu aufstellen und vor allem das Zusammenspiel im Team optimieren. Dazu gehört auch, verschiedene Spielsysteme einzuüben, damit wir während eines Turniers variabler werden.“

© www.vbrs-mv.de Sivio Grubert ist  vorn, 1. V. links
© www.vbrs-mv.de
Sivio Grubert ist vorn, 1. V. links

Welche Ziele habt Ihr denn als Trainerteam und wie wollt Ihr sie erreichen?
Kainz: „Wenn man so einen Job übernimmt, will man natürlich gewinnen. Ich gelte allgemein als leistungsorientierte Persönlichkeit und gebe mich nicht mit halben Sachen zufrieden. Konkret heißt das: Ich möchte mit der Mannschaft die nächste EM und dann die WM gewinnen. Eh klar!“
Utz: „Ich kann mich Margot da nur anschließen. Bereits zur EM 2016, die voraussichtlich in Spanien stattfindet, müssen wir die Mannschaft formen. Aus dem derzeitigen Nationalteam steigt ein Spieler im Vorfeld der EM sicher aus und ich selbst natürlich auch. Das bedeutet, dass wir in den Bundesligen neue Spieler finden müssen, die Schwung in das Team bringen. Wir werden Lehrgänge veranstalten, zu denen wir Spieler einladen, die sich dann beweisen müssen.“
Kainz: „Wir werden auch das Konkurrenzprinzip innerhalb der Mannschaft beleben. Die Besten werden aufgestellt, so einfach ist das. Gewinnen kann man nur, wenn es eine individuelle Klasse gibt und wenn die Besten auch sehr gut zusammen spielen können, diverse Taktiken auf dem Spielfeld umsetzen können.“

Welche sportlichen Vorbilder habt Ihr jeweils?
Utz: „Ich finde Thomas Müller vom FC Bayern München klasse! Ich mag seine Art, seinen Witz und Leichtigkeit und seinen unkonventionellen Stil, der sich auch in Interviews zeigt.“
Kainz: Mein Vorbild ist Martina Navrátilová. Sie hat das kraftvolle und sehr leistungsstarke Tennis bei den Frauen eingeführt. Sie war jahrelang die Nummer eins und ist eine absolute Ausnahmesportlerin.“
Wie stellt Ihr Euch Eure Zusammenarbeit als Trainerteam vor?
Kainz: „Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Stefan. Wir ergänzen uns optimal, er hat die langjährige Erfahrung im E-Hockey, wo ich mich in Details noch einarbeiten muss. Ich hingegen kenne mich mit Spielaufbau, Strategie und Führung sehr gut aus. Ich kann viel von ihm lernen und er auch ein wenig von mir. Beide haben wir einen guten Blick für Menschen.“
Utz: „Ich kann mir die Zusammenarbeit mit Margot sehr gewinnbringend vorstellen. Wir kennen uns jetzt ein paar Monate, waren im regen Austausch und haben viele Gemeinsamkeiten gefunden, sprich eine ähnliche Spielphilosophie und ähnliche Vorstellungen zum Teambuilding. Wir haben uns gemeinsam beim Deutschen Behindertensportverband für die Trainertätigkeit beworben – sind angenommen worden und freuen uns!“
Margot, wie bereitest du dich auf deine neue Aufgabe vor und was wünscht du dir für den Start?
Kainz: „Ich schaue mir intensiv Videos von E-Hockey-Spielen an, war mit Stefan beim Bundesligaspieltag in Würzburg zur ersten Spielersichtung und versuche, ganz bald eine Trainerlizenz zu erhalten. Diese werde ich vermutlich in Eishockey machen, da die Verwandtschaft mit E-Hockey dort am größten ist. Was ich mir wünsche? Dass ich gut von den Sportlerinnen und Sportlern aufgenommen werde, dass sie mir ein bisschen Zeit zur Einarbeitung lassen und mich unterstützen. Zuletzt hoffe ich, dass ich auch von den Spielerinnen und Spielern viel lernen kann.“

Quelle: www.vbrs-mv.de  Interview: Martina Neumeyer

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