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Lübtheener Löwen erklimmen Tabellenspitze

Lübtheener Fananhang nimmt die Werdauer Ringerhalle lautstark in Beschlag und feiert am Ende des Abends einen sensationellen 17:9-Sieg gegen top-aufgestellte Heimmannschaft.

© http://www.ringen-luebtheen.de/ Die Fans nach dem Sieg
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Die Fans nach dem Sieg

Früh im Morgengrauen ziehen rund 70 Ringerbegeisterte durch ihre verschlafene Lindenstadt und treffen sich am Busplatz um auf der heutigen Auswärtsfahrt ihre Mannschaft im sächsischen Werdau zu unterstützen. Das ist auch nötig, denn schließlich handelt es sich um den direkten Ligarivalen in der 2. Bundesliga Nord. Da zählt jeder Mann und jeder Punkt um den diesjährigen Vizemeistertitel zu verteidigen. Nachdem uns die netten Busfahrer vom Unternehmen Kröger damit begrüßten, dass Detlef heute fährt, war der erste Lacher perfekt und die Stimmung blieb die ganze 7-stündige Fahrt über ausgelassen, fröhlich und gespannt auf die anstehenden Begegnungen. Es wurde über mögliche Aufstellungen spekuliert, gemeinsam taktiert und selbstverständlich auf Auswärtssieg gewettet. Mit diesem Schlachtruf machte sich der Zug auch bemerkbar, als sie kurz vor dem offiziellen Wiegen die moderne und ansprechende Turnhalle betraten und in Vereinsfarben gekleidet eine ganze Tribüne besetzten. Der Werdauer Hallensprecher war begeistert von diesem Aufmarsch und unsere Mannschaft freute sich sichtlich über so viele bekannte Unterstützer. Nach dem Wiegen stand die Anspannung allen ins Gesicht geschrieben.

Die Mannschaft aus Werdau hat wie erwartet ihr Spitzenteam aufgestellt und ein festes Ziel vor Augen, wie Trainer Kirk Haupt es folgendermaßen beschreibt: „Ich stelle mir heute 10 spannende Kämpfe vor, die auf jeden Fall eng werden und jeder Punkt über einen möglich Medaillenplatz oder nicht entscheidet. Da wir letztes Jahr den undankbaren 4. Platz erreicht haben, wollen wir dieses Jahr endlich mal die Medaille haben. Mit einem heutigen Sieg hätten wir den 2. Platz sicher, ich hoffe, das erreichen wir heute. Ich denke die wichtigsten Kämpfe finden nach der Halbzeit statt, aber jeder Kampf muss erst mal gerungen werden. Es wird auf jeden Fall spannend. Ich freue mich, dass so viele Fans aus Lübtheen hier sind. Die Stimmung wird darüber hinaus aufgeheizt, da es sich um einen Endkampf handelt“.

Ähnlich waren vor dem Fight die Einschätzungen von Bert Compas: „Sowohl die Fans als auch die Jungs auf der Matte werden alles geben. Nach dem Wiegen konnten wir sehen, dass Werdau heute mit der besten Mannschaft steht. Die haben alles aufgeboten was geht, die Kämpfer haben sogar Gewicht gemacht. Meiner Meinung nach geht ein erster entscheidender Kampf schon mit 57 kg los, weitere entscheidende Begegnungen werden die in der Gewichtsklasse -66kg sein und es wird interessant sein zu sehen, was unserer Rajbek in 98 kg-Klasse ausrichten kann. Insgesamt denke ich, es wird für alle sehr schwer heute“.

Nach der offiziellen Vorstellung beider Teams ging es dann endlich los. Die Lübtheener Löwen schickten ihren jüngsten Kämpfer Alexander Ginc (57Kg, GR) in die Ringmitte. Der Sportschüler muss stets als Erstes ran und ist bis dato noch ungeschlagen. Kaltschnäuzig, hochkonzentriert und fast schon routiniert bestritt der 16-Jährige seinen Kampf gegen Ion Lefter. Überlegen schlüpfte er nach nicht einmal 2 Minuten an seinen gegenüber hindurch, riss ihn auf den Rücken zu Boden und schulterte ihn. Das Publikum war überwältigt über diesen für die Meisten überraschenden Einstand. Nachdem Alex in der blauen Ecke von dem Trainerteam beglückwünscht wurde, ging er zu seinem Zwillingsbruder Andrej, der in der Hinrunde knapp gegen Lefter verlor mit den Worten: „Hast gesehen, so macht man das!“. Mit der 4:0-Führung geriet unser Schwergewicht Thomas Tonn (130 kg, FR) anschließend bei dem starken Attila Szmik in eine Schraube und wurde durch den Ring gerollt. Am Ende der ersten Runde musste Thomas einen technischen Überlegenheitssieg seines Gegners hinnehmen. Mitko Asenov (61 kg, FR) war nach seiner Begegnung gegen Jozsef Molnar tief enttäuscht über sich selbst. Immer wieder startete er Beinangriffe, doch er bekam seinen Kontrahenten nicht richtig zu fassen. Nachdem er dann im Gegenzug kleine Punktwertungen abgeben musste, ging nach Ablauf von knapp drei Minuten das Team aus Werdau zum ersten Mal an diesem Nachmittag in Führung.

Beim Zwischenstand von 8:4 gab dann Rajbek Bisultanov (98 kg, GR) sein Auswärtskampfdebut und hatte nach der unglücklichen Niederlage am vergangenen Wochenende den heutigen persönlichen Sieg fest vor Augen. Er umklammerte seinen über 10-kg schwereren Gegner Vojtech Kukla und hievte ihn aus den Ring vor die Füße der RVL-Anhängerschaft, die ihn weiter pushten. Auf der gegenüberliegenden Seite brachte er den gesamten Saal anschließend zur Ekstase. Kukla hob ihn aus und setzte zum Wurf an, bei dem er jedoch selber auf den Rücken fiel und dem Glauben, dass wegen unerlaubten Beineinsatzes abgepfiffen wird, auf den Schultern liegen blieb. Doch die Aktion war noch nicht zu Ende. Abezockt und souverän hielt Rajbek seinen Gegner am Boden fest und heimste den zweiten Schultersieg für den RVL ein. Kaum jemanden hielt es auf den Bänken, alle waren ihren Emotionen erlegen. Doch das Zwischenergebnis auf der Leinwand zeigte es deutlich, die Lindenstädter glichen aus.

In der letzten Begegnung vor der Pause traf Anders Ekström (66kg, GR) auf Niklas Ohff. Mit einem gezielten Armdrehschwung überraschte er seinen Gegner und erzielte vier Punkte. Anschließend kämpfte unser dänischer Ringer unter lauthalsigen „Anders Ekström-Rufen“ konzentriert zu Ende und ließ sich auch nicht von den zum Teil hitzig agierenden Kontrahenten beirren. Er trug nach sechs Minuten nicht nur zwei Mannschaftspunkte sondern auch noch ein Veilchen unter dem Auge in die blaue Ringecke. Mit einem Vorsprung von 10:8 Punkten ging der RVL in die Pause. Mit diesem Zwischenstand hatte vorab niemand spekuliert und die Lübtheener Löwen haben in dieser Saison schon oft bewiesen, dass sie hinten raus noch immer eine Schippe drauf legen können.

Nach der Pause startete dann wie gewohnt Sebastian Otto in der Gewichtsklasse bis 85 Kg (FR). Und sein Gegenüber war kein Unbekannter, wie Sebastian es beschrieb: „Meinen heutigen Gegner kenne ich aus unzähligen Ligabegegnungen aus dem FF. Ich wollte die Niederlage aus dem Hinkampf wett machen, das ist mir letzten Endes auch gelungen und ich bin mit Ergebnis ganz zufrieden“. Clver agierend, wie wir es von Otti gewohnt sind, gewann er seinen Kampf mit 3:3 Punkten, da er die letzte Wertung machte. Die Fans holdigten ihn mit Standing Ovations und er bedanke sich, indem er mit der gesamten Kurve abklatschte.

Von diesem Resultat motiviert, wuchs Dennis Langner (66kg, FR) in einem engen Kampf gegen William Stier über sich hinaus. Nachdem er zwei kleine Wertungen abgeben musste, konterte er mit einem Durchschlüpfer, biss sich an der Hüfte seines Gegners fest, warf ihn durch die Luft und wurde mit vier Punkten belohnt. Nach weiteren sechs Punktwertungen ging er mit einem 10:4-Sieg von der Matte.

Fast zeitgleich und mit einem unbedingten Siegeswillen lief Atanas Kolev (85kg, GR) auf. „Ich will gewinnen und gebe immer 100%“. Nach dem aktiver zu Werke ging und seinen Gegner zwei Mal mit Passivität bestraft wurde, musste dieser in die Bodenlage. Atanas gelang es Chris Schneider zu heben und anschließend durch einen lupenreinen Wurf vier Punkte zu erzielen. „Meine Taktik war es heute dominant aufzutreten und den Kampfrichter so zu Passivitätsverwarnung meines Gegenübers zu zwingen. Das ist voll aufgegangen“. Mit dem Zwischenstand von 8:13 konnte unser vorletzter Starter Fredrik Bjerrehuus (75kg, GR) den Auswärtssieg schon vorzeitig perfekt machen. Fredi hatte es mit einem beherzten und alles gebenden Felix Pflauger zu tun, der gegen ihn anrannte und ihm Einiges abverlangte. Doch Fredrik warf seinen Gegner nach 30 Sekunden zum ersten Mal und zeigte Allen seine Souveränität. Nach weiteren kleinen Punktwertungen siegte er am Ende mit 9:4 Zählern und wurde mit Auswärtssieg-Gesängen von seinem Team und allen mitgereisten Fans in Empfang genommen.

© http://www.ringen-luebtheen.de/ Fredrik Bjerrehuus (blau)
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Fredrik Bjerrehuus (blau)

Mit der Stimmung auf dem Siedepunkt konnte Sebastian Nowak (75kg, FR) heute beruhigt in die Partie gehen. Es sollte wiedererwartend nicht auf einen 4-Punktsieg von ihm ankommen. Damit hatte er am wenigsten gerechnet. Den ganzen Nachmittag über saß er als Einziger völlig ruhig und konzentriert beobachtend auf der Bank, den Kopf in den Pullover gesteckt, um sich auf seinen Kampf einzustellen. Sein heutiger Gegner Zsombor Gulyas war dieses Jahr Fünfter bei der EM. Knacky begegnete ihn auf Augenhöhe. Als der Kampfrichter ihm eine Aktivitätszeit aufdrückte, die er nicht für sich nutzen konnte erhielt Gulyas einen Punkt. Als dann ein anschließender Beinangriff abgepfiffen wurde, musste Nowak eine 1:0 Punktniederlage hinnehmen.

Doch Diese stand der anschließenden Siegesfeier nicht im Wege. Die Mannschaft bedankte sich bei allen Lübtheenern und feierte ausgelassen. Die sechsstündige Heimreise verging dann wie im Fluge. Am Ende stand ein unerwarteter und deutlicher 17:9 Sieg auf dem Tableau. Nun steht nur noch eine Begegnung auf dem Terminplan. Der Saisonhöhepunkt gegen den RV Thalheim bei dem rechnerisch bei einem Patzer von Aue die Meisterschaft der 2. Bundesliga Nord möglich wäre. Dieses Spektakel am kommenden Samstag um 19:30 Uhr in der Hans-Oldag-Halle in Lübtheen auf heimischer Matte sollte niemand verpassen. Egal wie es am Ende ausgeht, der RVL wird mit dem Ergebnis auf jeden Fall seinen Vizemeistertitel des vergangenen Jahres bestätigen und freut sich darauf im Anschluss mit allen Verantwortlichen und Freunden den Saisonschluss bis tief in die Nacht zu feiern.

 

Quelle: http://www.ringen-luebtheen.de/

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